Ironie ist Schweben ist Ironie



Die Schulweltverbesserer

Gedanken und Beobachtungen des pädagogischen Nachwuchses

Montag, 28. Januar 2008

Eine pädagogische Situation ...

... Was ist das?

Samstag, 26. Januar 2008

Wer denkt?

Ich denke? Es denkt in mir? Was heißt das überhaupt: Denken. Kann man denken, dass im Alltag nicht besonders viel gedacht wird, weder in Schule noch Uni noch im Allgemeinen? Aber das wäre vielleicht auch zu anstrengend: Denken.
Kann man denken, dass dem Menschen das Denken nicht liegt?
Selbstbeobachtung: Nicht ich denke, es denkt in mir - oder - nicht ich denke, sondern ein Gedanke überfällt mich. Wer denkt hier wen? Ist es das, was man Kindern abgewöhnt?

Wir Untergeher!

Lasst uns nach unten gehen, und Licht ins Dunkel bringen:

»Ich liebe die, welche nicht zu leben wissen, es sei denn als Untergehende, denn es sind die Hinübergehenden.
Ich liebe die großen Verachtenden, weil sie die großen Verehrenden sind und Pfeile der Sehnsucht nach dem andern Ufer.
Ich liebe die, welche nicht erst hinter den Sternen einen Grund suchen, unterzugehen und Opfer zu sein: sondern die sich der Erde opfern, daß die Erde einst des Übermenschen werde.
Ich liebe den, welcher lebt, damit er erkenne, und welcher erkennen will, damit einst der Übermensch lebe. Und so will er seinen Untergang.
Ich liebe den, welcher arbeitet und erfindet, daß er dem Übermenschen das Haus baue und zu ihm Erde, Tier und Pflanze vorbereite: denn so will er seinen Untergang.
Ich liebe den, welcher seine Tugend liebt: denn Tugend ist Wille zum Untergang und ein Pfeil der Sehnsucht.
Ich liebe den, welcher nicht einen Tropfen Geist für sich zurückbehält, sondern ganz der Geist seiner Tugend sein will: so schreitet er als Geist über die Brücke.
Ich liebe den, welcher aus seiner Tugend seinen Hang und sein Verhängnis macht: so will er um seiner Tugend willen noch leben und nicht mehr leben.
Ich liebe den, welcher nicht zu viele Tugenden haben will. Eine Tugend ist mehr Tugend als zwei,
weil sie mehr Knoten ist, an den sich das Verhängnis hängt.
Ich liebe den, dessen Seele sich verschwendet, der nicht Dank haben will und nicht zurückgibt: denn er schenkt immer und will sich nicht bewahren.
Ich liebe den, welcher sich schämt, wenn der Würfel zu seinem Glücke fällt und der dann fragt: bin ich denn ein falscher Spieler? -denn er will zugrunde gehen.
Ich liebe den, welcher goldne Worte seinen Taten vorauswirft und immer noch mehr hält, als er verspricht: denn er will seinen Untergang.
Ich liebe den, welcher die Zukünftigen rechtfertigt und die Vergangenen erlöst: denn er will an den Gegenwärtigen zugrunde gehen.
Ich liebe den, welcher seinen Gott züchtigt, weil er seinen Gott liebt: denn er muß am Zorne seines Gottes zugrunde gehen.
Ich liebe den, dessen Seele tief ist auch in der Verwundung, und der an einem kleinen Erlebnisse zugrunde gehen kann: so geht er gerne über die Brücke.
Ich liebe den, dessen Seele übervoll ist, so daß er sich selber vergißt, und alle Dinge in ihm sind: so werden alle Dinge sein Untergang.
Ich liebe den, der freien Geistes und freien Herzens ist: so ist sein Kopf nur das Eingeweide seines Herzens, sein Herz aber treibt ihn zum Untergang.

[Nietzsche: Also sprach Zarathustra, S. 13f.)

Donnerstag, 24. Januar 2008

im Regen stehend den Stock haltend Gedanken kreisend Vögel schauend Meer riechend und wissend:

Es wird gewesen sein.

Zu: seinem Bildungsweg:

In letzter Zeit frage ich mich auch häufiger, was aus dem wird, was wir jetzt sind, was wir jetzt vorstellen, sein wollen und besonders in Bezug auf Schule erhoffen. Ich weiß, dass ich will. Doch weiß ich auch, dass es da wohl Gefahren gibt. Wir alle kennen diese Lehrer, die jetzt "ihren Job machen", leidenschaftslos, herzlos. - Und ich glaube nicht, dass das immer schon so war. Irgendetwas muss sie doch desillusioniert haben. Genau davor fürchte ich mich. Ich habe Angst vor dem Moment, unbemerkt vorübergehend. Vermutlich hilft nur Reflektieren, stetige Reflexion auf das Selbst, das Tun, die Anderen und das Andere. Das ist und bleibt anstrengend. ich hoffe auf uns, dass wir uns das stets vor Augen halten und im Gemeinsamen versuchen, das Grundlegende zu erhalten, welches unabhängig vom Bildungsweg ist. Wahrscheinlich mangelt es jenen, die während des Studiums lauthals nach Praxisnähe schreien an Reflexion der sich bietenden Möglichkeiten. Schade ist das. An die Stelle des Schreiens sollte das Sich-Füllen-Und-Umschauen treten. Wir hatten Glück, Leute zu treffen, die ein sehr fruchtbares Umfeld ausbildeten. Wer weiß, ob jeder von uns als Einzelperson die Kraft für die jetzigen Ideale hätte aufbringen können. Das Mitschwimmen und Nicht-Aus-Der-Reihe-Schreien ist doch so einfach und unbelastend.

Wir müssen uns weiterhin anstrengen!
Dieser Tage dachte ich ans Schwimmen. Ich dachte ans Referendariat...und überhaupt und wie das so sein könnte. Die Vorstellung mutet alt an, doch finde ich sie durchaus treffend:
Man weiß, dass man schwimmen kann...in dem einen Wasser besser, im anderen weniger gut. Man hält sich über Wasser...Manchmal taucht man und springt aus eigener Kraft aus den Fluten...Manchmal plätschert man vor sich hin und ist froh, die quietschige Luftmatratze neben sich zu haben und manchmal will man einfach nur die eine Bahn Freistil runterschwimmen.
Man weiß, dass alles geht und das man zur Not auf dem Rücken schwimmt...Dennoch bleibt die Angst vor dem grund des Wassers...Man weiß nie, was unter einem brodelt...und befindet man sich in einem begrenzten Becken, so sind die verlorenen Schätze auf dessen Grund auch erst zu entdecken. Wir können schwimmen, ja, das wissen wir...Es bleibt die Ungewissheit, wie gut...und ob überhaupt geschwommen werden soll...Ist das Wasser süß oder salzig...und wie hoch sind die Wellen? Springen wir mal vom Turm oder schwimmen wir synchron? Wie sollen wir die Wenden nehmen?

Montag, 14. Januar 2008

Mein Bildungsweg

In Cervantes' Don Quijote ist wie in keinem zweiten Buch dargestellt, wie schmal der Grad zwischen Ernsthaftigkeit und Lächerlichkeit sein kann. Das Tolle am Ritter von der traurigen Gestalt ist, wie er sich und seinen Überzeugungen durch alles, was er erlebt und aller Lächerlichkeit, der er ausgesetzt wird, treu bleibt. Und seine anfängliche Lächerlichkeit gewinnt im Verlaufe des Buches immer mehr Bewunderung, wenngleich sie letztlich lächerlich bleibt, das sollte man nicht vergessen. Aber er bewahrt seine Tugenden, sie sind ihn ihm das geworden, was sie im besten aristotelischen Sinne werden sollen: Haltungen, aus denen heraus er lebt. Dass die natürlich in der Welt, in der er lebt, nicht mehr zeitgemäß sind und deswegen tragisch-lächerlich, ist eine andere Geschichte. Mir stellt sich an diesem Punkt gerade die Frage: ist der Lehrer, der einer noch unwissenden und unmündigen Generation elementare Kulturtechniken und "Bildung" vermitteln will, um ihnen Kompetenzen und Wissen zum selbstständigen und selbstdenkenden Leben an die Hand zu geben, noch zeitgemäß? Oder kämpft er einen schon verlorenen Kampf (gegen die Windmühlen)?
Ich muss zugeben, dass ich im Studium so weit weg war von Schule wie noch nie in meinem Leben, auch in allen Beschäftigungen mit der Pädagogik und Didaktik. Und das war gut so. Was ich dort lernte und dachte, hat mit dem Leben in der Schulpraxis so viel zu tun wie Don Quijotes Ritterromane mit seiner Lebenswelt. Und doch glaube ich, dass es mir in den nächsten Jahren helfen wird, weil es mich gestärkt und gebildet hat. Weil es mir eröffnet hat, welche Möglichkeiten der Raum Schule und der Versuch zu bilden und zu erziehen, bieten kann. Weil ich momentan glaube, dass sich eine existierende Wirklichkeit nur gestalten und verändern lässt, wenn man selber voller Möglichkeiten und Ideen steckt, wie es anders sein könnte. Und weil diese Möglichkeiten einen selbst dann noch trösten, wenn die Wirklichkeit sich nicht ändern lassen will. Ich gehöre nicht zu denen, die sich über den fehlenden Praxisbezug im Studium beklagen - es hat mich immer geärgert, dass die Leute (die meisten Lehramtsstudenten) nicht sehen wollen, dass ein Studium erst einmal eine Selbstbildung ist und Theoretisieren und Forschen geradezu verlangt, um dieser Praxis wirklich adäquat und neu begegnen zu können. Das Studium ist zur Ausbildung des Möglichkeitssinnes dar. Eine Deutschlehrerin sprach einmal davon, dass das im Studium erworbene Wissen eine Art Humus darstellt, von dem man sein Leben lang profitiert. Das sind Auszüge aus den Überzeugungen, auf denen ich mich gerade bewege. Ich bin sehr gespannt, wie ich dazu in einem Jahr und in zwanzig Jahren stehe. Ich hoffe, dass ich sie nicht nur belächele, sondern auch eine Kontinuität erkennen kann. Dass ich in der Bildung dann immer noch einen Wert sehe und meine Schüler gelegentlich durch meine thematische Vermittlung, aber hoffentlich noch mehr durch meine Haltung davon ein Beispiel geben kann. Ich bin sehr gespannt, aber ich freue mich auch. Ich hatte das große Glück, im Studium ganz viele tolle Menschen kennen zu lernen, die teils in pädagogischen, teils in anderen Fächern eine unglaubliche Leidenschaft und Engagement für ihre Sache an den Tag legten und ebensolche oder oft sogar noch viel waghalsigere Traumtänzer sind. Das ist das, was ich vorerst mitnehme, wenn ich im Februar meine ersten Klassen an einem Gymnasium übernehme. Ich bin sehr neugierig, voller Vorfreude und Elan, nehme aber auch die Skepsis von an ihrem Beruf verzweifelnden Lehrern dankbar auf am Beginn meines Erfahrungsweges.