Die Schulweltverbesserer
Dienstag, 22. April 2008
Neue Erfahrungen
Sonntag, 20. April 2008
Der Unterricht als Handlung der Lehrperson.
Eine Handlung definiert sich von der Intention eines Handlungswilligen her. Diese Absicht ein bestimmtes Ziel zu erlangen, ist der Ausgangspunkt für die Bewegung der Handlung selber. Eine Absicht wird ins Auge gefasst und die Handlung darauf hin ausgelöst. Ich habe die Absicht das Licht anzumachen und drücke deswegen den Lichtschalter. Neben der geplanten Absicht kann meine Handlung aber noch ganz andere Wirkungen nach sich ziehen: beim Einschalten könnte der Glühfaden der Birne reißen oder durch das Licht wird ein Einbrecher gewarnt und verscheucht oder eine Mücke wird angelockt. Weil ich mir nicht darüber im Klaren war, dass meine Handlung dazu führt, dass die Birne kaputt geht oder ein Einbrecher verjagt wird, können diese Folgen nicht als Absicht meiner Handlung gesehen werden, sondern sind unbeabsichtigte Folgen einer bis zu einem gewissen Punkt absichtlichen Handlung. Die Argumentation folgt in ihrem bisherigen Gang den Überlegungen Davidsons. Arendt hat bereits früher das Problem der unbeabsichtigten Handlungsfolgen gesehen und noch radikaler beschrieben. Für Arendt sind Handlungen der Anstoß einer Kette von beabsichtigten und unbeabsichtigten Folgen, die endlos ist. Es gibt kein Ende von Handlungsfolgen, sondern der durch die Handlung in das Netz zwischenmenschlicher Beziehungen geschlagene Faden webt sich potentiell endlos weiter.
Was hat das mit Unterricht und Lehren zu tun?
Ein Eindruck meiner ersten Schulwochen ist, dass trotz aller offenen Unterrichtsformen, aller Beteiligungen der Schüler am Unterrichtsgeschehen der Unterricht selber letztlich doch eine Handlung der Lehrperson darstellt. Diese entwirft eine Absicht, ein Ziel und plant den Unterricht anschließend als Weg zur Erreichung dieses. Mit anderen Worten: der Lehrer mag sich überlegen, dass sein Unterrichtsziel nichts weiter ist, als eine Art Licht anzuschalten, der Weg dorthin ist jedoch vertrackter und die Frage nach der Einlösung der Absicht nahezu unbeantwortbar. Die oben beschrieben Handlung ist eine sehr einfache Handlung. Ich habe die Absicht das Licht anzumachen, gehe daher zum Lichtschalter und knipse es an. Lehrpersonen haben auch Absichten, mit denen sie in ihren Unterricht gehen. Jedoch sind diese komplizierter, der Weg zu Erreichung dieser differenzierter und die Frage nach der Überprüfbarkeit der Erreichung bleibt offen. Hinzu kommt, dass vielleicht nicht nur die Absicht, sondern darüber hinausgehende Folgen erreicht werden, die endlos weiter wirken könnten. So könnte ich als Lehrer eine Stunde mit der Absicht planen, den Schülern den Autor Kafka vorzustellen und ihnen einen analytischen Zugang zur Erschließung eines ausgewählten Kafkatextes an die Hand zu geben mit dem letztendlichen Ziel, die Schüler für Kafka sensibilisiert zu haben. Dieses Beispiel zeigt schon, wie kompliziert eine Handlungsabsicht im Unterricht ist. Würden jetzt Gedanken über den Weg der Stunde folgen, erhöhte sich diese Komplexität der Unterrichtshandlung weiter. Und denkt man an die Überprüfbarkeit, dann wird es fast aussichtslos. In der oben beschriebenen Handlung ist die Überprüfung einfach: geht das Licht nach dem Umlegen des Schalters an, weiß ich, dass meine Handlung von Erfolg gekrönt war. – In der Schule habe ich leider nicht solche Lampen in den Köpfen der Schüler, die mir signalisieren würden, ob ich meine Absicht erreicht hätte. Ja, ich habe noch nicht mal einen einfachen Schalter, den ich bei ihnen drücken müsste, um mein Ziel zu erreichen. Sowohl Weg als auch Überprüfbarkeit sind unendlich komplizierter, weil die Handlungen des Lehrers sich auf Subjekte beziehen, die in ihrem Agieren und Reagieren unvorhersehbar und frei sind. Da ich meine Absicht als Lehrer an selbst handelnden Subjekten vollziehe und nicht an Gegenständen, bleibt die Erreichung meiner Absicht immer offen. Lehren führt nicht folgerichtig zu lernen. Obwohl die Absicht von Lehren immer das Lernen der Schüler bleibt, so kann es dieses doch nicht erzwingen, sondern kann es allenfalls erhoffen. Der letzte Schritt bleibt beim Lernenden selber. Der Lehrhandlung des Lehrenden muss er durch die Absicht des Lernens entgegenkommen. D.h. der Schüler wird unter Umständen selber zum Handelnden - aus der Absicht heraus, zu lernen. Dies jedoch kann der Lehrer in seiner Unterrichtshandlung nicht einplanen. Ob der Schüler eine Lernhandlung beabsichtigt, bleibt dem Lehrer prinzipiell unzugänglich. Auch wenn er zig Strafen und Belohnungen verspricht. Das Lernen ist eine eigene Handlung und dem Einfluss des Lehrers entzogen. Dieser zieht sich zurück auf die Absicht des Lehrens und gestaltet den Unterricht als Ausdruck des Weges seiner Intention.
Der Unterricht als Handlung der Lehrperson heißt, dass es letztlich einzig und allein der Lehrer ist, der eine Absicht überlegt und den Unterricht danach als seine Handlung zu Erreichung dieser Absicht plant und durchführt. Ob und inwieweit er die Schüler an der Durchführung der Handlung beteiligt, ist allein seine Entscheidung. Er führt die Regie. Das gleiche gilt von der je individuellen Lernhandlung jedes Schülers. Nur das diese nicht den Unterricht als Handlung hat (den hat ja bereits der Lehrer), sondern vordergründig den eigenen Rezeptionsprozess im Rahmen einer von außen nicht einsehbaren Handlung.
Dienstag, 15. April 2008
So etwas wie stolz
Montag, 7. April 2008
Ein gutes oder schlechtes Zeichen?
vielleicht als zu einfach formuliert vor, andererseits sollte der Test ja auch nur die Lektüre überprüfen und wenn alle das Buch gelesen haben, dürfen doch nur solche Noten rauskommen, oder? Welchen Wert hat die Note dann noch für den Einzelnen? War das Quatsch? Ich gehe mit ziemlich hoher Gewissheit davon aus, dass alle das Buch gelesen haben. Weil einerseits die Lesemotivation in diesem Alter noch vorhanden ist, es außerdem ein sehr schönes Buch war (Der gelbe Vogel) und andererseits durch den Lesetagebuchauftrag notwendige Voraussetzung war, das Buch zu lesen. Und jetzt vergebe ich reihenweise sehr gute Noten, auch an eher schwächere Schüler und schon fühlt man sich seltsam dabei, als würde man das Niveau versauen. Aber dabei sollte es doch Belohnung sein, oder?