Ironie ist Schweben ist Ironie



Die Schulweltverbesserer

Gedanken und Beobachtungen des pädagogischen Nachwuchses

Freitag, 1. Mai 2009

Das darf nicht passieren...

...Es darf nicht passieren, dass ich nichts mehr schreibe, dass ich nicht mehr geordnet denke. Wir wissen, ich habe das Chaos nicht nur auf dem Boden liegend, vielmehr hab ich es auch im Kopf. Das ist auch eigentlich ganz nett und es ist ich, doch muss bedacht werden, dass dem Chaos strukturgebende Elemente nicht zu verlieren sind. Das merkte ich in einem Gespräch mit einem Freund letztens. Ich konnte nicht mehr begrifflich unterscheiden, ob ich nun Kant nicht mag oder lediglich die derzeitige Beschäftigung mit seiner Friedensschrift als zusätzliche und unangemessene Belastung ansehe. Dann ärgere ich mich über mich selbst: 1. weil ich nicht mehr scharf auf die Dinge schaue und sie präzise fasse und ausdrücke.
2. weil ich es nicht gleich selbst bemerkt habe.
--- Und dann frage ich mich: Geht das nun so weiter? Ist der Verlust des Analytischen und stetigen Reflektierens eine Bedingung dafür, im Alltag zu bestehen? Klar, ich weiß auch, dass es wieder entweder-oder-Formulierungen sind, aber so ist das Problem fassbar. Ich möchte nicht verfallen. Ich möchte nicht unreflektiert und absichtslos im Dasein plätschern.
--- Ziel ist es, Beziehungen und Austausch zu pflegen...und das fällt mir angesichts eines "Sprechberufs" am Ende eines Tages schwer.
Festzuhalten ist: Bemühen und Anstrengung - weiterhin!

Montag, 30. März 2009

Aus den philosophsichen Notizen meiner Lütten (5.Klasse)

"Ich glaube, Schneemänner entfalten unsere Fantasie. Doch bei jedem Sonnentag erlöscht sie wieder. Ich finde, dass man kleinen Kindern nicht den Schneemann kaputt machen darf, denn dadurch zerstört man die Träume der kleinen Kinder.
Wenn der Schneemann schmilzt, sehen wir im Mondschein nicht mehr sein Lächeln."

- Irre, oder?

Zweites Beispiel:

"Ein Schneeman ist rein biologisch gesehen leblos. Doch er tut etwas: er existiert, er guckt, er wächst und schrumpft und stirbt. Und nun zu den Unterschieden, denn er ist nicht wirklich lebendig, weil: er kann schrumpfen, er wurde gebaut und ist stark vom Wetter abhängig. Trotz alledem gibt er im Winter eine schöne Zierde, auch spielen viele Kinder mit ihm. Wäre ein Schneemann ein Mensch, so hätte er wohl einiges zu bemängeln, anderes zu befürworten, so wie wir alle."

Drittes Beispiel:

"Fantasie ist etwas ganz besonderes. Jeder hat eine andere und deshalb auch andere Gedanken. Mit ihr kann man sich Sachen vorstellen, die unmöglich sind! Z.B. kann man sich vorstellen, dass wenn Schneemänner gerade nicht angeguckt werden, im Garten herumtanzen oder sich unterhalten! Deshalb würde ich sagen, ist die Fantasie auch ein philosophisches Thema. Ist sie jetzt nur eine Vorstellung oder ein ganz anderer Gedanke?"

Donnerstag, 12. März 2009

Sentimental?

Ich weiß es nicht, aber mich hat das in Winnenden schon ganz schön bewegt und tut es immer noch. Erfurt kommt hoch, aber besonders die Nähe zu meinem jetzigen Tun beunruhigt mich auch. Als ich gestern am späten Nachmittag nach Hause kam und davon erfuhr, breitet sich eine Mischung aus Sprachlosigkeit, Orientierungslosigkeit und Sorge aus. Ich fühle mich betroffen, aber in meiner Position als Lehrer auch in die Pflicht genommen, gerade als Philosoph. Ich grübelte den ganzen gestrigen Abend darüber nach, wie man in der Schule über das Geschehene sprechen könnte, ohne es zu zerreden, ohne es zu psychologisieren. Ich fand keine befriedigende Antwort. Ging mit einem unguten Gefühl zur Schule, nicht aus Angst vor solchen Vorfällen, sondern aus Unruhe über die innere Sprachlosigkeit, die ich so gerne überwinden wollte. - Was ich dann aber heute in der Schule erlebt habe, hat mich enttäuscht. Die Betroffenheit schien sich auf den Kreis einiger Referendare zu beschränken. Ansonsten war das Motto "schlafende Hunde weckt man nicht" ausgegeben worden. Eine Farce, meiner Meinung nach. Im Mitteilungsblatt stand der Hinweis, das Thema nicht im Unterricht anzusprechen, es sei den, es tauchten Fragen einzelner Schüler auf. Das war alles. Ob man das Maulkorb nennen darf, weiß ich nicht. Irgendwann gegen Mittag kam dann endlich noch die Trauerbeflaggung hinzu, die vom Innenminister gestern schon angeordnet war. Es gab schon öfter Trauerbeflaggung für verstorbene Politiker a.D. usw. - eher unbedeutende Ereignisse, nach denen man sich erst erkundigen musste. Die Flaggen waren dabei meist schon vor der ersten Stunde aufgezogen. Das ist Sache der Stadt.
Zumindest eine Schweigeminute hätte ich mir gewünscht. Vielleicht sogar eine kleine Andacht oder ähnliche kurze Gedenkveranstaltung zum Gedenken der Opfer, ihrer Familien und Freunde. Schließlich hat es auch drei Kollegen von uns getroffen, darunter eine Referendarin.
Mag sein, es hat viele Schüler überhaupt nicht mitgenommen, was dort passiert ist, schließlich sind wir dergleichen mittlerweile gewöhnt und sowieso verschwimmen Realität und Fiktion durch Filme und Computerspiele immer weiter. Mag sein, dass viele Schüler so abgestumpft sind, dass sie gar nicht realisieren, was passiert ist. Und eine Schule, die das, was passiert ist, nicht zum Thema macht, gibt ihnen ja auch recht, dass nichts wirklich wichtiges passiert ist.
Mit "zum Thema machen" meine ich nicht so zu tun, als hätten wir Antworten, wüssten wir als Lehrer Bescheid, warum das passierte, sondern damit meine ich, dass man ein Forum bietet zur Trauer, zum Gedenken, zum Realisieren, zum Nachdenken. Gerade weil wir und sicherlich auch viele Schüler besorgt sind und wissen, was im Sozialmilieu Schule passieren kann. Sicherlich ist das Ereignis in einigen Wochen wieder völlig vergessen, die Verdrängungsstrategie anscheinend berechtigt, aber böte es nicht die Chance, dass wir im Kollegium einmal gemeinsam darüber nachdenken, inwieweit unser alltägliches pädagogisches Handeln solchen Ereignissen entgegensteuern kann?

Mittwoch, 11. Februar 2009

Antriebslosigkeit

Man müsste
Man sollte
Man möchte
Man würde so gerne

Müde - und irgendwie demotiviert angesichts eines intransparenten Systems, in dem man steckt

Stillstand

In der Luft auf dem Seil hängend in den Abgrund blickend und zögernd: vor oder zurück?

Absturz wer auf dem Seil denkt

Montag, 26. Januar 2009

Das ästhetische Wiesel

Ein Wiesel
saß auf einem Kiesel
inmitten Bachgeriesel.

Wißt Ihr
weshalb?

Das Mondkalb
verriet es mir
im Stillen:

Das raffinier-
te Tier
tats um des Reimes willen.

Christian Morgenstern, 1905

Sonntag, 25. Januar 2009

Wir Mondkälber

..
,
-
fertig ist das Mondgedicht (R.Gernhardt)

Gedankenexperiment

Man müsste vor jeder Unterrichtseinheit erstmal den Wissensstand der Schüler offenlegen. Konkret das Wissen jedes einzelnen. Nur dann wüsste man, was er bereits kann und welche Meinungen, Ideen und Vorurteile ihn prägen und beherrschen. Damit hätte man einerseits eine Arbeitsgrundlage für die Klasse und andererseits wüsste man, wo man gezielt beim Einzelnen ansetzen muss, um ihn zu fördern und zu entwickeln. (Gedanken beim Lesen von sehr schönes Philosophieessays aus dem 13. Jahrgang)