Ironie ist Schweben ist Ironie



Die Schulweltverbesserer

Gedanken und Beobachtungen des pädagogischen Nachwuchses

Sonntag, 4. Mai 2008

Der Lehrer als Interpret.

Die Klausur soll ein fertiges Produkt sein, das die erworbenen Leistungen des Schülers kennzeichnet. Bei dem Stapel, den ich nun aber vor mir liegen habe, habe ich es zwar mit abgegebenen Klausuren zu tun, aber keinen fertigen Produkten. Vor mir türmen sich Fragmente, die in hohem Grad auslegungsbedürftig sind. Die Kunst der Interpretation ist verlangt. Eigentlich ist nur eine textimmanente Vorgehensweise möglich, aber reicht die?

Anstatt dass ich an interessante Behauptungen der Schüler ständig „warum?“ schreibe, würde ich sie lieber gerne persönlich fragen und mir von ihnen erklären lassen, was sie mit ihrem sehr interessanten Gedanken genauer gemeint haben und wie sie das begründen würden. Ich bin mir sicher, da kämen noch sehr gute Gedanken zustande. Aber hier sitze ich über fertigem Papier, was ich nur abschließend bewerten soll, anstatt dass ich die darin enthaltenen Äußerungen aufgreife und in ein Gespräch mit dem Schüler nehme. Das wäre doch eigentlich Philosophie. Wenn man dann diese noch rohen unfertigen, aber ursprünglichen Gedanken im Diskurs aufgreift und zusammen formt zu Geist. Das wäre etwas, von dem alle etwas hätten. Aber hier sitze ich und kann nicht anders als zu richten und abschließend abzustempeln. Schade.