Ironie ist Schweben ist Ironie



Die Schulweltverbesserer

Gedanken und Beobachtungen des pädagogischen Nachwuchses

Mittwoch, 27. Februar 2008

Geselle und Meister

Das Referendariat hat "noch" etwas vom alten Charme der Meisterschule. Man geht als Geselle bei einem, der sein Handwerk beherrscht in Lehre, lernt aus Anschauung, Nachahmung und mit Unterstützung des erfahrenen Meisters. Das ist gegenüber der Universität eine ganz andere Erfahrung, aber ich bin froh sie erleben zu dürfen. Nicht generell, sondern aus folgendem Grund: ich habe das unglaubliche Glück Mentoren zu haben, von denen ich wirklich etwas lernen kann. Die mit Herzblut selber ihrem Beruf nachgehen, sowohl fachlich als auch didaktische Kompetenzen haben, von denen ich wirklich profitiere, weil sie bereit sind mich an ihrem Erfahrungsschtz teilhaben zu lassen und weilsie zugleich offen für Fragen, Vorschläge und Ideen meinerseits sind. So habe ich es mir immer vorgestellt. Zwar ist klar wer Geselle und wer Meister ist, aber die Meister sind selber noch wissbegierig und am Gesellen und dessen Sichtweisen interessiert. Das ist toll. Neben meinen Mentoren dann heute mein erstes Fachmodul Deutsch bei einem Fachleiter der nahezu allen Idealen, die ich von einem Deutschlehrer habe, entsprach, wenn nicht gar neue Maßstäbe für mich setzte. Ein Mensch, der von Grund auf Begeisterung für sein Fach und das Unterrichten ausstrahlte. Der in der Literatur wirklich noch den GEIST erblickt und in ihr ein Mittel der (ästhetischen) BILDUNG sieht. Dabei aber immer den Schüler in den Mittelpunkt stellt. Toll. Vor allem, wie eine solch gelebte Haltung einen selber stärkt. So möchte man seinen Schülern etwas mitgeben. Bisher empfinde ich große Dankbarkeit für das Umfeld, das ich gefunden habe. Auch für den Austausch mit anderen Referendaren, der einen Hauch von Uni und der gegenseitigen geistigen Befruchtung bewahrt hat.

Dienstag, 19. Februar 2008

Pädagogisch sein müssen

Was zu den schwierigsten Dingen gehört, an die man sich in der neuen Rollen gewöhnen muss, ist die Erziehungs- und Führungsaufgabe. Die Uni-Einstellung, dass jeder letztlich für seinen Scheiß allein verantwortlich ist, gilt hier nicht mehr. Als Lehrer ist man letztlich, hat man das Gefühl, für alles verantwortlich und die Schüler entziehen sich ihren Aufgaben, wo sie nur können. Sie spielen mit einem. Nicht alle, aber doch viele. Und wahrscheinlich merken sie einem die eigene Unsicherheit und Unerfahrenheit an und wissen, dass ich im Zweifelsfall immer eher davon ausgehe, dass ich etwas unklar formuliert habe, als das sie sich bewegen und mal nachdenken müssten. Wie soll ich sonst verstehen, dass einerseits der Kurs behauptet, die Hausaufgabe (den Beweis aus dem Menon) gelesen zu haben, andererseits aber fast niemand in der Lage ist zu erklären, was er da gelesen hat. In der Stunde habe ich es dann zusammen mit einem Schüler selber nochmal gezeigt. Aber eigentlich ist das unglaublich. Ich hätte darauf bestehen sollen, dass das Hausaufgabe war und beherrscht werden müsste. Aber sowas tut man zu Beginn nicht. Statt dessen ringt man um Anschaulichkeit und führt griechische Begriffe wie doxa, aporia und episteme ein. Aber wen interessiert das? Müssen wir die für die Klausur auswendig lernen? Solche Fragen kommen dann und natürlich ist man nett und sagt nein und meint, dass sie nur das Verständnis für die Thematik erleichtern sollen. Alle fragen sich, was das soll - ich wahrscheinlich auch... Mühsam versuche ich zu erklären, dass die griechische Begriffe die Bedeutung genauer wiedergeben und die Übersetzung nur eine Variante darstellt. Aber das sage ich wohl mehr zu mir selbst.

Montag, 18. Februar 2008

Versuch und Irrtum

Lernen aus Fehlern widerstrebt mir. Ich lerne lieber aus Einsicht. Gerade aber muss ich tagtäglich erleben, wie ich so unzählig viele Fehler produziere, dass ich mich schon frage, ob ich aus all diesen jemals lernen kann. Heute in einer 6. Klasse Philosophie. Bisher lief es gut und ich dachte wirklich mit den "Kleinen" philosophieren zu können. Las mit ihnen des Kaisers neue Kleider und wollte heute über Wahrheit sprechen. Dabei sollten sie entdecken, dass im Märchen zwei verschiedene Begriffe von Wahrheit eine Rolle spielen. Unter den Erwachsenen ist Wahrheit zunächst das, was alle für wirklich halten. Als das Kind auftaucht ist Wahrheit plötzlich das, was man sieht. - Aber das ist dann doch eine zu abstrakte Geschichte oder ich habe es nicht geschafft sie anschaulich zu machen. Die Kinder und ich, wir redeten förmlich aneinander vorbei. Fast die ganze Stunde. Das war echt frustrierend. Ich wollte aber den Denkvorgang auch nicht abbrechen und ihnen etwas vorgeben. Trotzdem versuchte ich sie immer wieder in meine Bahnen zu lenken und brach dadurch schöne Gedanken von ihnen ab. Ausgerechnet diese Stunde hospitierte zum ersten Mal mein Mentor. Didaktische Reduktion. Das ist in diesen Tag die schwierigste Erfahrung. Ich tue mich gerade in Philosophie noch unglaublich schwer damit das altersgerechte Niveau zu finden.

Samstag, 16. Februar 2008

Ans kalte Wasser gewöhnt

Ich habe meine Unterrichtserfahrungen verdoppelt. So schnell kann das gehen. Kaum dass ich mich ans kalte Wasser gewöhnt habe, merke ich, wie viel mir noch fehlt. Ich habe in den letzten Tagen das erste Mal ein Gespür für die Komplexität dieses Berufes empfunden. Es zählt sich so leicht auf, von vermitteln, führen, diagnostizieren, erziehen, fordern, fördern, beschäftigen, lehren, zeigen, differenzieren, unterstützen, begeistern, fragen usw. zu sprechen. Aber zu realisieren, dass diese Dinge alle zugleich in einer einzigen pädagogischen Situation stattfinden können, verursacht Schwindel. Dazu das alles noch in Zeit: forma dat esse.
Vor allem mein Zeitmanagement ist grausig. Ich schaffe bisher nie ansatzweise meine vorgenommene Stunde. Manchmal, weil noch etwas anderes auftaucht, manchmal weil das zum Einstieg, Wiederholen oder Problematisieren gedacht Unterrichtsgespräch statt 5 dann doch 15-20 min. dauert, weil bei den Schülern mehr Defizite vorhanden sind, als man eingeplant hatte. Klar, ich könnte ganz bequem bei meinen Fragen immer bestimmte Schüler drannehmen, die sich melden und von denen ich weiß, dass sie richtig antworten werden. Damit könnte ich mir ein Gefühl verschaffen, alle könnten es. Doch bisher versuche ich (die Mitarbeit in meiner Deutschklasse ist ausgesprochen gut), jeden einmal dranzunehmen. Manchmal überraschen dann stille Schüler mit klugen Antworten, manchmal kommen Antworten, die falsch sind, aber mehr über das bei den Schülern vorhandene Problem verraten.
An meiner Deutschklasse habe ich schon eine Besonderheit bemerkt, die vielleicht typisch ist: zu lange UG Phasen im Unterricht sind schädlich und zerstören die Aufmerksamkeit. Zwar arbeiten immer sehr viele mit, aber es herrscht doch eine permanente Unruhe. Verblüfft bin ich hingegen darüber, wie gut selbstständige Arbeitsformen funktionieren. Die Klasse in mehrere Gruppen einteilen und allen klare Aufträge zu geben. Das klappt erstaunlich gut.

Freitag, 15. Februar 2008

Unglaublich

Jeden Tag bin ich so verdammt müde. Mittwochs und freitags ist es am schlimmsten. Das stört mich, bin ich doch andererseits so voller Tatendrang.

Montag, 11. Februar 2008

Die Eindrücke wachsen

Einerseits geht es erstaunlich gut & andererseits schlaucht dieses Regie führen auch. Vor allem dann, wenn sich in der Klasse durch die Jahr hinweg eine Haltung in Bezug auf gewisse Fächer wie Philosophie oder Religion eingeschlichen hat, die einen selber dazu zwingt sich gehörigen Respekt für sein Fach zu erarbeiten. Das ist Arbeit. Andererseits hat man auch immer wieder Schüler vor sich, die Freude und Interesse ausstrahlen und es kaum erwarten können Fragen und Aufträge zu bekommen. Insgesamt sind die ersten Eindrücke sehr positiv und über all dem steht ein sehr angenehmes Klima unter den Kollegen an dieser Schule.

Sonntag, 10. Februar 2008

Bei der Durchsicht der ersten Deutscharbeit: „Man hat doch nicht soviel Zeit…“

Eigentlich erkenne ich bei allen Schülern Potential. Klar, einige liefern schon fast perfekte Werke ab und bei anderen ist trotz guter Anlagen noch viel zu verbessern. Aber eigentlich steckt doch in allen Potential. Aber ich merke jetzt ganz zu Beginn schon, dass es unmöglich ist als Lehrer jedem Kind gerecht zu werden und entsprechend seiner Probleme und Chancen zu fördern. Das ist schade. Darum muss man umso vorsichtiger bei den Noten sein & muss jenseits davon Wege finden die Menschen zu stärken.

Und es ist wirklich wichtig, sich sein eigenes Urteil zu bilden. Gegenüber dem, was mir Lehrer über manche Schüler sagten, habe ich bisher andere Eindrücke gesammelt. Teils positivere, teils negativere. Aber was sagt das schon aus?

Mittwoch, 6. Februar 2008

Lehrer und Lehrerleistung können sich nicht allein über die Aktion bestimmen / über die Aktion bestimmt werden. Ausschlaggebender ist die Reaktion seitens der Schüler.