Ironie ist Schweben ist Ironie



Die Schulweltverbesserer

Gedanken und Beobachtungen des pädagogischen Nachwuchses

Samstag, 16. Februar 2008

Ans kalte Wasser gewöhnt

Ich habe meine Unterrichtserfahrungen verdoppelt. So schnell kann das gehen. Kaum dass ich mich ans kalte Wasser gewöhnt habe, merke ich, wie viel mir noch fehlt. Ich habe in den letzten Tagen das erste Mal ein Gespür für die Komplexität dieses Berufes empfunden. Es zählt sich so leicht auf, von vermitteln, führen, diagnostizieren, erziehen, fordern, fördern, beschäftigen, lehren, zeigen, differenzieren, unterstützen, begeistern, fragen usw. zu sprechen. Aber zu realisieren, dass diese Dinge alle zugleich in einer einzigen pädagogischen Situation stattfinden können, verursacht Schwindel. Dazu das alles noch in Zeit: forma dat esse.
Vor allem mein Zeitmanagement ist grausig. Ich schaffe bisher nie ansatzweise meine vorgenommene Stunde. Manchmal, weil noch etwas anderes auftaucht, manchmal weil das zum Einstieg, Wiederholen oder Problematisieren gedacht Unterrichtsgespräch statt 5 dann doch 15-20 min. dauert, weil bei den Schülern mehr Defizite vorhanden sind, als man eingeplant hatte. Klar, ich könnte ganz bequem bei meinen Fragen immer bestimmte Schüler drannehmen, die sich melden und von denen ich weiß, dass sie richtig antworten werden. Damit könnte ich mir ein Gefühl verschaffen, alle könnten es. Doch bisher versuche ich (die Mitarbeit in meiner Deutschklasse ist ausgesprochen gut), jeden einmal dranzunehmen. Manchmal überraschen dann stille Schüler mit klugen Antworten, manchmal kommen Antworten, die falsch sind, aber mehr über das bei den Schülern vorhandene Problem verraten.
An meiner Deutschklasse habe ich schon eine Besonderheit bemerkt, die vielleicht typisch ist: zu lange UG Phasen im Unterricht sind schädlich und zerstören die Aufmerksamkeit. Zwar arbeiten immer sehr viele mit, aber es herrscht doch eine permanente Unruhe. Verblüfft bin ich hingegen darüber, wie gut selbstständige Arbeitsformen funktionieren. Die Klasse in mehrere Gruppen einteilen und allen klare Aufträge zu geben. Das klappt erstaunlich gut.

1 Kommentar:

ENJA hat gesagt…

Mmh...derzeit vermute ich, dass wir genau diese selbstständigen Arbeitsformen in die Schule bringen müssen. Was ich bisher beobachten konnte:
1. Starke Lehrerzentrierung,
2. Schlechte (!) fragen-entwickelnde Gesprächsführung über die gesamte Unterrichtsstunde mit zwichenzeitlichem Tafel(-an-)abschrieb,
3. halbherzige Gruppenarbeitsversuche.

P.S.: Im Studienseminar sind an die Tafel zu heftende Karteikarten ( von uns beschrieben) der Hit. - Das kann permanent eingesetzt auch sehr lästig werden!